Am dritten Advent, also am vergangenen Sonntag, dem 16. Dezember, war auf der Schwäbischen Albbahn wieder einiges geboten. Zwar längst nicht so viel wie im Sommer zum Jubiläum, aber immerhin zwei Züge fuhren unabhängig voneinander: 97 501 ging dreimal auf "Nikolausfahrt" von Münsingen nach Schelklingen und zurück. Außerdem pendelte ein zweiteiliger MAN-Schienenbus mehrfach zwischen Münsingen und Offenhausen, als Zubringerzug nach Marbach zu einem Gottesdienst/Krippenspiel namens "Lebendigen Bildern zur Weihnacht".
Grafisch sah der Fahrplan so aus:
Die Wetteraussichten waren nicht toll (morgens Schnee, mittags steigende Temperaturen mit Regen im Tal und noch mehr Schnee auf der Alb, danach tief hängende dichte Wolken), aber immer noch besser als am Sonntag davor (da waren die Nikolausfahrten ins für mich näher gelegene Engstingen gegangen).
Geschneit hatte es am Morgen tatsächlich. In Eningen waren die Wege schon schön geräumt, im Arbachtal aber nicht mehr. Die Steigung hoch zur Alb musste ich schiebend zurücklegen – der Schnee war zu rutschig, um die Kraft vom Hinterrad auf die Straße zu übertragen.
Als ich oben ankam, hatte sich unter dem Schutzblech so viel Schnee angesammelt und verfestigt, dass mein Hinterrad lieber durch den Schnee rutschte als rollte.
Normalerweise sind die Fahrzeitangaben im Google-Routenplaner recht zuverlässig. Den Schnee und die damit verbundene Zeit zum Schieben und Schutzblech-Freikratzen hatte er aber nicht berücksichtigt. So verpasste ich die erste Fahrt des Schienenbusses, und um drei Minuten auch noch die zweite

Aber noch etwas war anders als vorhergesehen: Statt einer dichten Wolkendecke bildeten sich zunehmend blaue Löcher, sodass immer wieder kleine Sonnenflecken über die Landschaft zogen.
Von den vorgesehenen fünf Schienenbusfahrten hatte ich noch drei "übrig". Für die zwei vorgenommenen Motive (die ich schon oft im Internet gesehen, aber noch nicht selbst umgesetzt hatte) reichte das noch. Die (für mich) erste Fahrt wartete ich auf offener Strecke zwischen Gomadingen und Marbach ab. Wobei, "warten" triffts nicht so ganz. Ich war gerade angekommen und aus dem Bildwinkel eines schon wartenden Fotografen herausgefahren, als der Schienenbus schon um die Ecke kam.
Zum Aufbauen des Film-Handys reichte es nicht mehr, für ein Foto (sogar mit ein bisschen Sonne) schon:
Bild 1
Danach ging es gleich weiter nach Marbach. Dort geht ein Weg den Berg hoch, von wo aus man einen Blick über das Gestüt und die Bahnstrecke hat, die hier das Lautertal (von links hinten nach links vorne) verlässt:
Bild 2
Die Pferde im Vordergrund wurden wenige Minuten zuvor auf der Koppel "freigelassen".
Das zweite geplante Motiv war mit Schloss Grafeneck im Hinter- und Bahnstrecke mit kleiner Brücke im Vordergrund. Von der Stelle habe ich im Internet schon viele Fotos gesehen, aber noch keins selbst gemacht – unter anderem, weil der Sonnenstand oft nicht gepasst hat. Der war diesmal aber egal. Nach etwas Wartezeit kam der Schienenbus aus Münsingen zurück:
Bild 3
Für mich ging es dann auf direktem Weg nach Münsingen und die Strecke entlang Richtung Schelklingen, dem Dampfzug entgegen. Leider kannte ich nur die Abfahrtszeiten in Münsingen und Schelklingen, nicht aber die benötigte Fahrtdauer bzw. Ankunftszeiten (die Zeiten oben im Bildfahrplan sind nur geschätzt). Um nicht an einer ungünstigen Stelle vom Zug überrascht zu werden, ging ich lieber auf Nummer sicher und fuhr nicht einmal bis Oberheutal.
Ein Bahnübergang mit nebendran gestapelten Baumstämmen sah nach einem guten Motiv aus (das ich dann aber durch einen falsch gewählten Auslösezeitpunkt "versemmelt" habe).
Kurz nach mir tauchten am gegenüberliegenden Hang zwei Männer auf, die auf der Suche nach dem perfekten Motiv am Waldrand "entlangschlichen". Irgendwann merkten sie aber wohl, dass ich immer ein bisschen im Bild stand, und zogen schließlich von dannen. Ich hoffe für sie, dass sie woanders noch ein gutes Motiv gefunden haben.
Nach ca. zehn Minuten warten hörte ich ein Geräusch und sah ein Blinken. Das war aber weder der erwartete Zug noch ein Schneepflug(für den ich mein Fahrrad hätte beiseite räumen müssen), sondern eine Pistenraupe, die querfeldein fuhr und vermutlich eine Loipe spurte.
Etwas später kam die Pistenraupe auf der anderen Seite der Gleise wieder zurück. Danach war erstmal wieder Ruhe.
Aber nachdem ich über eine halbe Stunde gewartet hatte, tauchte irgendwann doch noch ein Spitzenlicht hinterm Berg auf, und 97 501 kam mit einer großen Dampfwolke um die Kurve:
Bild 4
(Dieses und einige andere Schneebilder sind etwas stärker mit dem Detail Extractor nachbearbeitet worden.
"Original aus der Kamera" wirkt der Schnee leider ziemlich strukturlos.)
Bei der Vorbeifahrt gelang mir noch ein "Mitzieher":
Bild 5
Nachdem sich der Rauch verzogen und ich meine Kameras wieder "eingesammelt" hatte, fuhr ich dem Zug hinterher zum Bahnhof Münsingen.
Dort war "Paula" gerade am Umsetzen:
Bild 6
Der Schnee, der links im Gleis an zwei Stellen fehlt, befindet sich übrigens trotzdem im Bild – auf dem Dach der Schienenbusse, die (allerdings verdeckt durch 97 501) am Hausbahnsteig stehen.
Nachdem sich die Lok wieder vor den Zug gesetzt hatte, wollte ich von der Laderampe aus noch ein Bild machen. Das war aber so gut wie unmöglich, weil immer mindestens eine Familie vor der Lok ein Foto machen wollte. Schließlich gab ich auf, um rechtzeitig vor der nächsten Abfahrt wieder ein Stückchen zurück zu fahren auf die Felder hinter Münsingen, die die Bahnlinie mit einer langen Gerade durchschneidet.
Pünktlich um 16:15 Uhr war ein Pfiff zu hören, dann stiegen Dampfwolken hinter den Häusern auf, und in der Ferne im Einschnitt tauchten drei Lichter auf. Mit mächtigen Auspuffschlägen und "wütend" klingenden Achtungspfiffen (für den BÜ, an dem ich stand) kämpfte sich 97 501 bergauf und an mir vorbei:
Bild 7
Für die passende Soundkulisse verweise ich auf das Video unten.
Die Sonne war mittlerweile hinter den Bergen untergegangen, und ich musste noch wieder nach Hause. Zumindest für die Strecke bis Offenhausen konnte ich den Schienenbus benutzen, der um 16:30 Uhr in Münsingen abfuhr. Der hintere Wagen bestand zu einem Großteil aus einem Fahrradabteil:
Bild 8
Bis Marbach hatte ich den (sehr gut geheizten) Zug ganz für mich allein, dort stiegen dann einige Gottesdienstbesucher ein – aber alle in den vorderen Wagen, sodass ich im hinteren Wagen immer noch alleine war.
In Offenhausen gab es in den zwei Minuten Wendezeit noch ein "Abschiedsbild":
Bild 9
Dann ging es nach Hause, zuerst die restliche Bahnstrecke entlang bis Engstingen, dann die ehemalige Zahnradtrasse Honau—Lichtenstein wieder runter ins Tal.
Unterwegs kam ich noch am frisch renovieren und festlich beleuchteten Bahnhof Kohlstetten vorbei. Da musste noch ein Bild sein:
Bild 10
Ich denke, der Ausflug hat sich gelohnt – trotz oder gerade wegen dem vielen Schnee.
Viele Grüße
Benny
PS: Wenn ich immer schon von Video und Handykamera aufbauen schreibe, gibt es hier auch mal die zusammen geschnittenen Ergebnisse zu sehen: