In echt lag fast ein Monat dazwischen, aber hier geht es nahtlos weiter mit der nächsten Radtour.
Ende August radelten wir den Regentalradweg entlang, der mehr oder weniger (oder teilweise auch gar nicht) dem Regen folgt. Der Regen kommt nicht nur von oben, sondern ist auch ein Fluss, der in der Nähe von Bayerisch Eisenstein jenseits der tschechischen Grenze entspringt und in Regensburg in die Donau mündet.
Auf Wikipedia gibt es eine Karte, die die drei Quellflüsse zeigt. Die werden später noch relevant.
Wir hatten uns für den Regen entschieden, um das Neun-Euro-Ticket nochmal auszunutzen. Näher gelegene Ziele hätten sich nicht richtig "gelohnt", und zu weiter entfernten Zielen (es waren der Elbe- und der Nordseeküstenradweg im Gespräch) wäre man mit dem Nahverkehr ewig unterwegs. Die schnellsten Verbindungen in den Nordosten Bayerns enthalten aber eh nur Nahverkehrszüge - also das "perfekte" Ziel fürs Neun-Euro-Ticket.
Es gab da nur ein kleines Problem: An der Strecke zwischen Deggendorf und Zwiesel wurde gebaut, und der Schienenersatzverkehr nimmt keine Fahrräder mit. Und da die Nebenbahnen in Bayern nur noch verzweigte Stichstrecken sind, aber kein Netz mehr bilden, gibt es auch keine andere deutsche Bahnstrecke, über die Bayerisch Eisenstein noch zu erreichen war.
Die OpenRailwayMap kann euch Überblick verschaffen.
Wenn man auf der Karte aber ein bisschen rauszoomt, taucht die Bahnstrecke nach Lam auf. Die kommt von "ganz woanders", und war daher nicht von den Bauarbeiten betroffen. Und von Lam nach Bayerisch Eisenstein sind es Luftlinie weniger als 15km - mit dem Rad also kein Problem (zumindest dann, wenn man sich das ganze auf der Karte anschaut und die Topographie außer Acht lässt - aber dazu später mehr).
Los ging es am Mittwoch, dem 24. August um 9:43 Uhr in Reutlingen.
Der Plan sah bei einer Fahrzeit von 6:45h vier Umstiege vor: In Stuttgart-Bad Cannstatt hätten wir 30 Minuten Umsteigezeit gehabt (wir fuhren aber lieber bis zum Hbf durch, dort ist der Bahnsteigwechsel einfacher), in Nürnberg waren es 14 Minuten, in Schwandorf sechs und in Cham nochmal fünf Minuten planmäßige Umsteigezeit.
Was soll da schon schiefgehen?
Tatsächlich lief es erstaunlich gut. Die Züge waren zwar alle ziemlich voll, aber trotzdem pünktlich unterwegs. Lediglich der ALEX, mit dem wir von Schwandorf nach Cham fuhren, kam dort mit fünf Minuten Verspätung an. Die rechnerisch null Minuten Umsteigezeit waren nicht das Problem, obwohl wir die Fahrräder und Taschen über drei Treppen tragen (aus dem Zug raus und die Bahnsteigunterführung runter und wieder hoch), und für die Wege dazwischen jedes Mal die Taschen ein- und wieder aushängen mussten.
Das Problem war stattdessen, dass der Zug nach Lam nur aus einem einzigen Regioshuttle bestand, dort ein Zugbegleiter an Bord war, und der uns nicht mehr einsteigen ließ ("Kein Platz mehr für drei Fahrräder").
So blieb uns nichts anderes übrig, als den Zug fahren zu lassen:
Bild 1
Um nicht eine Stunde am Bahnhof rumzusitzen, radelten wir die Strecke schonmal ein bisschen weiter. Wir waren tatsächlich schon auf dem Regentalradweg unterwegs, aber nicht an der Stelle und in der Richtung, wo wir sein
wollten. Unterwegs kam uns der Gegenzug in Form von 650 668 entgegen:
Bild 2
Da der Folgezug ein bisschen Verspätung aus Schwandorf mitbrachte, fuhren wir noch zwei Bahnhöfe weiter bis Miltach und mussten dort nochmal einige Minuten warten. Der Zug brachte aber nicht nur Verspätung mit, sondern auch haufenweise Fahrgäste - und wir wurden mit unseren Fahrrädern wieder nicht reingelassen

In Miltach verpassten wir einen Wegweiser und fuhren auf einer alten Bahntrasse weiter. Da es sich dort so gut fuhr, merkten wir erst nach mehreren Kilometern, dass wir auf dem falschen Weg sind.
Ob uns der dritte Zug endlich mitgenommen hätte, wissen wir nicht - wir schafften es nämlich nicht mehr rechtzeitig zum nächsten Bahnhof (der wieder Miltach gewesen wäre).
Stattdessen gabs nur ein Bild vom anderen Ufer des Regens:
Bild 3
Falls sich jemand über die graue Ecke oben rechts wundert: Das ist eine Eisenbahnbrücke, die zu einer weiteren stillgelegten Bahnstrecke gehört. Und wenn ich
den Wikipedia-Artikel richtig interpretiere, war eben jene Brücke der Grund für die Stilllegung der Strecke.
Hier ist etwas mehr von der Brücke zu sehen:
Bild 4
An dieser Stelle trennt sich der Regentalradweg von der Bahnstrecke nach Lam (rechts im Bild ist dunkel ein Radwegweiser zu sehen). Der Regentalradweg führt über die stillgelegte Bahntrasse nach Viechtach. Wir folgten aber der Bahnlinie Richtung Lam und damit unserem ursprünglichen Plan. Nur das mit dem Zeitplan passte nicht mehr so ganz. Aber zum Glück hatten wir genügend zeitliche Reserve.
Da es langsam dunkel wurde, fingen wir schon vor Lam an, nach einer Unterkunft Ausschau zu halten - und wurden auch schnell fündig. In Arrach (zwei Stationen vor Lam) stand direkt an der Radroute ein Haus, in dem "Monteurszimmer" beworben wurden. Die entsprachen zwar nicht gerade den höchsten Sterne-Standards, aber für uns war es gut genug - und eine Küche war auch dabei, in der wir uns Nudeln kochen konnten.
Am nächsten Morgen radelten wir dann noch die letzten fünf Kilometer bis Lam. Gegen halb zwölf erreichten wir den Punkt, wo wir eigentlich schon am Nachmittag zuvor ankommen wollten.
Bevor es weiter ging, gab's noch ein drittes Foto eines Oberpfalzbahn-Regioshuttles (hier 650 667), das am Endbahnhof auf die Rückfahrt nach Cham wartet:
Bild 5
Wie weiter oben schon geschrieben, war Bayrisch Eisenstein jetzt keine 15 Kilometer mehr entfernt. Dass wir zwischendrin aber noch über 500 Höhenmeter bis zum 1030m hohen Brennespass überwinden mussten, war auf der Karte nicht so deutlich geworden. Der Weg dort hoch war zwar asphaltiert, aber sehr steil.
Vor dem Pass kamen wir noch am Kleinen Arbersee vorbei. Der ist auch auf der oben verlinkten Karte (
hier nochmal) eingezeichnet, weil dort der Weiße Regen entspringt. Unweit des Ufers steht das "Seehäusl", wo wir uns nach dem anstregenden Anstieg erstmal jeder einen großen Eisbecher genehmigten.
Das Seehäusl hat sogar eine Bahnanbindung: Die "Kleine Arberseebahn" ist allerdings keine Eisenbahn (die würde die Steigung auch gar nicht schaffen), sondern eine "Gummibahn", die aber trotzdem nach einem festen Fahrplan unterwegs ist. Aufgrund des hohen Besucheraufkommens fuhren zwei "Züge" direkt hintereinander her. Hier zwei Bilder von Ankunft und Abfahrt auf der "Wendeplatte" am Kleinen Arbersee:
Bild 6
Nachdem wir noch die restlichen Höhenmeter zum Brennespass erklommen hatten, gab es eine rasante Abfahrt nach Bayrisch Eisenstein. Bilder von dort gibt es aber erst im zweiten Teil am Donnerstag.
Viele Grüße
Benny