Vorstellung einer Bahnstrecke
Verfasst: 26.09.2014, 23:07
Hallo Leute,
ich möchte euch heute mal eine Nebenbahn vorstellen, die zwar kaum jemand kennt, die aber dennoch keineswegs uninteressant ist. Es handelt sich dabei um die ehemalige (DR-)KBS 691 Köthen / Anhalt - Aken / Elbe.
Bis zur "Wende" gab es hier jede Menge Verkehr. Geblieben ist davon leider fast nichts mehr. Personenzüge gibt es seit 2007 schon keine mehr (abgesehen mal von den paar Sonderzügen der Eisenbahnfreunde Aken e.V.)
Die ca. 12 km lange Nebenbahn Köthen (Anhalt) – Aken / Elbe wurde als letzte Eisenbahnstrecke im damaligen Herzogtum Anhalt gebaut und 1890 eröffnet. Ein Jahr später wurde er einzigste Zwischenbahnhof der Strecke Trebbichau übergeben. Ausschlaggeber für den Bahnbau war der Elbhafen in Aken, der dringend nach einem Eisenbahnanschluss verlangte. Zuvor mussten die umgeschlagenen Güter mit Pferde-Fuhrwerken über holprige Landstraßen weitertransportiert werden. Der Umschlag im Akener Hafen war jedoch bereits Mitte des 19. Jahrhunderts dermaßen angestiegen, dass sich um 1865 in der Elbestadt ein Eisenbahn-Komitee unter Vorsitz des damaligen Akener Bürgermeisters konstituierte. Die Stadt Aken gehörte damals zum Königreich Preußen.
Mehrere Anschlussmöglichkeiten wurden diskutiert. Da man zunächst die „Auslandsberührung“ scheute, wurde ein Anschluss Akens an die damalige Magdeburg-Leipziger Eisenbahn (MLE) bei Maxdorf, einem winzigen Dorf zwischen Köthen und Calbe / Saale vorgeschlagen. Dies hätte jedoch den Neubau eines kompletten Bahnhofs bedeutet, denn Maxdorf hatte nicht einmal einen Haltepunkt aufzuweisen.
Eine weitere Anschlussmöglichkeit sah man im Bahnhof Elsnigk zwischen Köthen und Dessau an der ehemaligen Berlin-Anhältischen Eisenbahn (BAE).
Verkehrsfachleute empfahlen jedoch den Anschluss der Akener Strecke an den ersten deutschen Eisenbahnknoten in Köthen, was dann schließlich auch verwirklicht worden ist.
Inzwischen schritt insbesondere in Preußen die Verstaatlichung der einstigen großen Eisenbahn-Gesellschaften immer mehr voran. Neuere Wirtschaftlichkeitsberechnungen ließen zudem bereits erkennen, dass der vor allem von Akener Seite her erwünschte Bahnbau einen starken wirtschaftlichen Faktor ausmachte. Da weder Köthen noch Aken die Kosten für den Bahnbau aufbringen konnten, sich andererseits aber auch kein privates Bahnunternehmen bereit fand, die Bahn zu bauen, wandte sich im Juni 1880 der Akener Bürgermeister an die preußische Staatsregierung mit der Bitte, die Bahn zu bauen. Der Bitte wurde letztlich stattgegeben und so ließ die KED Magdeburg endlich die ersehnte Strecke bauen, zumal das relative flache und teils sandige Gelände keine großen Schwierigkeiten beim Bau erwarten ließ. Der notwendige Staatsvertrag zwischen Preußen und Anhalt wurde am 24. September 1887 unterzeichnet, genau ein Jahr später fand die landespolizeiliche Abnahme statt. Bald daruf begannen dann die Bauarbeiten.
Allerdings ließ die KED Magdeburg die Strecke nicht direkt nach Köthen einlaufen, sondern führte sie zunächst bei Elsdorf (einem Vorort etwa 2,5 km nördlich von Köthen) an die Dessauer Strecke heranführen. Von hier aus benutzten beide Strecken zunächst ein gemeinsames Gleis bis zum ehemaligen Berlin-Halberstädter Bahnhof in Köthen. Dabei mussten beide Strecken die MLE am sog. „Berliner Loch“ (am ehemaligen VEB Kranbau Köthen) unterqueren.
Im April 1890 waren die Arbeiten soweit voran geschritten, dass die Eröffnung der Strecke auf den 1. Mai desselben jahres festgesetzt werden konnte und so fuhr am 1. mai 1890 um 13.00 Uhr der Eröffnungszug von Köthen nach Aken.
Anfangs standen zwei kleine Tenderloks – die Erfurt 1407 und Erfurt 1408 der KPEV zur Verfügung. Für ganze 30 Pfennige konnte man damals in der IV. Klasse nach Aken bzw. nach Köthen fahren. Es verkehrten zunächst 5 Zugpaare, davon eines als Gmp, die anderen vier waren Pmg.
Die Bahn entwickelte sich von Anfang an recht gut. Das Verkehrsaufkommen stieg beständig (zumindest bis zur „Wende“). Schon bald siedelten sich in Aken und Trebbichau Betriebe an, die auch Anschlussgleise bekamen. In Aken waren dies neben dem ohnehin von Anfang an bestandenen Hafenanschluss, der Anschluss zum Magnesitwerk und zum Flachglaswerk. Direkt am Bahnhof wurde ein Getreidespeicher errichtet sowie Anschlüsse zur ehemaligen Ölmühle (zu DDR-Zeiten dann VEB Einspritzgerätewerk, jetzt Fa. Woodward) , zur Fa. Busse (Stahlbau; jetzt Stahlbau Heenemann), zur ehemaligen Graupenmühle (nicht mehr existent) am Hafen sowie drei Kohlenhändler. Später kamen noch das OLEX-Tanklager an der Fähre und das Aluminiumwerk des IG Farben Konzerns (nach dem II.Weltkrieg als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgebaut) hinzu.
Die beiden ersten Tenderloks mussten somit alsbald gegen stärkere Loks ausgetauscht werden.
1908 bemühten sich die Akener Stadtväter um eine Weiterführung der Strecke über die Elbe nach Zerbst und Loburg. Dies wurde jedoch von den preußischen Behörden ablehnend beschieden. Durch den bald darauf ausbrechenden I. Weltkrieg wurden die Erweiterungspläne endgültig ad acta gelegt.
Im Jahre 1911 wurden die Köthener Bahnanlagen umgestaltet. Die Stadt erhielt einen neuen „Centralbahnhof“. Die Strecken von Norden her (als aus Magdeburg, Dessau und Aken) kamen auf einem Bahndamm. In der anderen Richtung steigt das Gelände ohnehin an. Die alten Köthener Bahnhöfe wurden anderen Verwendungszwecken zugeführt. So wurde aus dem ehemaligen MLE-Bahnhof das Bahnhpostamt, der Berlin-Halberstädter Bahnhof wird seitdem zu Wohnzwecken genutzt. Wie schon im Berlin-Halberstädter Bahnhof begannen und endeten die Akener Züge auch im neuen Bahnhof am Hausbahnsteig. Dieser Bahnhof ist auch heute noch in Betrieb.
Im zweiten Teil werde ich euch von der Zeit nach dem II. Weltkrieg berichten und euch den Bahnhof Trebbichau samt Gleisplan vorstellen. (Von Köthen und Aken besitze ich leider keine entsprechenden Unterlagen.)
Außerdem nenne ich euch noch ein paar Links, wo ihr die Strecke auch bildlich kennenlernen könnt.
Gruss Hannes
P.S.: Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich hier "Nachahmer" finden würden, die Ihrerseits Eisenbahnstrecken vorstellen.
P.P.S.: Die beiden Skizzen habe ich angefertigt, so dass keine rechtlichen Probleme dadurch auftauchen sollten.
ich möchte euch heute mal eine Nebenbahn vorstellen, die zwar kaum jemand kennt, die aber dennoch keineswegs uninteressant ist. Es handelt sich dabei um die ehemalige (DR-)KBS 691 Köthen / Anhalt - Aken / Elbe.
Bis zur "Wende" gab es hier jede Menge Verkehr. Geblieben ist davon leider fast nichts mehr. Personenzüge gibt es seit 2007 schon keine mehr (abgesehen mal von den paar Sonderzügen der Eisenbahnfreunde Aken e.V.)
Die ca. 12 km lange Nebenbahn Köthen (Anhalt) – Aken / Elbe wurde als letzte Eisenbahnstrecke im damaligen Herzogtum Anhalt gebaut und 1890 eröffnet. Ein Jahr später wurde er einzigste Zwischenbahnhof der Strecke Trebbichau übergeben. Ausschlaggeber für den Bahnbau war der Elbhafen in Aken, der dringend nach einem Eisenbahnanschluss verlangte. Zuvor mussten die umgeschlagenen Güter mit Pferde-Fuhrwerken über holprige Landstraßen weitertransportiert werden. Der Umschlag im Akener Hafen war jedoch bereits Mitte des 19. Jahrhunderts dermaßen angestiegen, dass sich um 1865 in der Elbestadt ein Eisenbahn-Komitee unter Vorsitz des damaligen Akener Bürgermeisters konstituierte. Die Stadt Aken gehörte damals zum Königreich Preußen.
Mehrere Anschlussmöglichkeiten wurden diskutiert. Da man zunächst die „Auslandsberührung“ scheute, wurde ein Anschluss Akens an die damalige Magdeburg-Leipziger Eisenbahn (MLE) bei Maxdorf, einem winzigen Dorf zwischen Köthen und Calbe / Saale vorgeschlagen. Dies hätte jedoch den Neubau eines kompletten Bahnhofs bedeutet, denn Maxdorf hatte nicht einmal einen Haltepunkt aufzuweisen.
Eine weitere Anschlussmöglichkeit sah man im Bahnhof Elsnigk zwischen Köthen und Dessau an der ehemaligen Berlin-Anhältischen Eisenbahn (BAE).
Verkehrsfachleute empfahlen jedoch den Anschluss der Akener Strecke an den ersten deutschen Eisenbahnknoten in Köthen, was dann schließlich auch verwirklicht worden ist.
Inzwischen schritt insbesondere in Preußen die Verstaatlichung der einstigen großen Eisenbahn-Gesellschaften immer mehr voran. Neuere Wirtschaftlichkeitsberechnungen ließen zudem bereits erkennen, dass der vor allem von Akener Seite her erwünschte Bahnbau einen starken wirtschaftlichen Faktor ausmachte. Da weder Köthen noch Aken die Kosten für den Bahnbau aufbringen konnten, sich andererseits aber auch kein privates Bahnunternehmen bereit fand, die Bahn zu bauen, wandte sich im Juni 1880 der Akener Bürgermeister an die preußische Staatsregierung mit der Bitte, die Bahn zu bauen. Der Bitte wurde letztlich stattgegeben und so ließ die KED Magdeburg endlich die ersehnte Strecke bauen, zumal das relative flache und teils sandige Gelände keine großen Schwierigkeiten beim Bau erwarten ließ. Der notwendige Staatsvertrag zwischen Preußen und Anhalt wurde am 24. September 1887 unterzeichnet, genau ein Jahr später fand die landespolizeiliche Abnahme statt. Bald daruf begannen dann die Bauarbeiten.
Allerdings ließ die KED Magdeburg die Strecke nicht direkt nach Köthen einlaufen, sondern führte sie zunächst bei Elsdorf (einem Vorort etwa 2,5 km nördlich von Köthen) an die Dessauer Strecke heranführen. Von hier aus benutzten beide Strecken zunächst ein gemeinsames Gleis bis zum ehemaligen Berlin-Halberstädter Bahnhof in Köthen. Dabei mussten beide Strecken die MLE am sog. „Berliner Loch“ (am ehemaligen VEB Kranbau Köthen) unterqueren.
Im April 1890 waren die Arbeiten soweit voran geschritten, dass die Eröffnung der Strecke auf den 1. Mai desselben jahres festgesetzt werden konnte und so fuhr am 1. mai 1890 um 13.00 Uhr der Eröffnungszug von Köthen nach Aken.
Anfangs standen zwei kleine Tenderloks – die Erfurt 1407 und Erfurt 1408 der KPEV zur Verfügung. Für ganze 30 Pfennige konnte man damals in der IV. Klasse nach Aken bzw. nach Köthen fahren. Es verkehrten zunächst 5 Zugpaare, davon eines als Gmp, die anderen vier waren Pmg.
Die Bahn entwickelte sich von Anfang an recht gut. Das Verkehrsaufkommen stieg beständig (zumindest bis zur „Wende“). Schon bald siedelten sich in Aken und Trebbichau Betriebe an, die auch Anschlussgleise bekamen. In Aken waren dies neben dem ohnehin von Anfang an bestandenen Hafenanschluss, der Anschluss zum Magnesitwerk und zum Flachglaswerk. Direkt am Bahnhof wurde ein Getreidespeicher errichtet sowie Anschlüsse zur ehemaligen Ölmühle (zu DDR-Zeiten dann VEB Einspritzgerätewerk, jetzt Fa. Woodward) , zur Fa. Busse (Stahlbau; jetzt Stahlbau Heenemann), zur ehemaligen Graupenmühle (nicht mehr existent) am Hafen sowie drei Kohlenhändler. Später kamen noch das OLEX-Tanklager an der Fähre und das Aluminiumwerk des IG Farben Konzerns (nach dem II.Weltkrieg als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgebaut) hinzu.
Die beiden ersten Tenderloks mussten somit alsbald gegen stärkere Loks ausgetauscht werden.
1908 bemühten sich die Akener Stadtväter um eine Weiterführung der Strecke über die Elbe nach Zerbst und Loburg. Dies wurde jedoch von den preußischen Behörden ablehnend beschieden. Durch den bald darauf ausbrechenden I. Weltkrieg wurden die Erweiterungspläne endgültig ad acta gelegt.
Im Jahre 1911 wurden die Köthener Bahnanlagen umgestaltet. Die Stadt erhielt einen neuen „Centralbahnhof“. Die Strecken von Norden her (als aus Magdeburg, Dessau und Aken) kamen auf einem Bahndamm. In der anderen Richtung steigt das Gelände ohnehin an. Die alten Köthener Bahnhöfe wurden anderen Verwendungszwecken zugeführt. So wurde aus dem ehemaligen MLE-Bahnhof das Bahnhpostamt, der Berlin-Halberstädter Bahnhof wird seitdem zu Wohnzwecken genutzt. Wie schon im Berlin-Halberstädter Bahnhof begannen und endeten die Akener Züge auch im neuen Bahnhof am Hausbahnsteig. Dieser Bahnhof ist auch heute noch in Betrieb.
Im zweiten Teil werde ich euch von der Zeit nach dem II. Weltkrieg berichten und euch den Bahnhof Trebbichau samt Gleisplan vorstellen. (Von Köthen und Aken besitze ich leider keine entsprechenden Unterlagen.)
Außerdem nenne ich euch noch ein paar Links, wo ihr die Strecke auch bildlich kennenlernen könnt.
Gruss Hannes
P.S.: Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich hier "Nachahmer" finden würden, die Ihrerseits Eisenbahnstrecken vorstellen.
P.P.S.: Die beiden Skizzen habe ich angefertigt, so dass keine rechtlichen Probleme dadurch auftauchen sollten.