Die Sommerferien waren von baubedingten Streckensperrungen geprägt. In den ersten Wochen war die Gäubahn zwischen Gärtringen (eine Station vor Herrenberg) und Eutingen im Gäu gesperrt. Gleichzeitig war an den ersten Augustwochenenden auch die Rheintalbahn südlich von Offenburg gesperrt. Damit (Güter-)Züge überhaupt noch irgendwie in Richtung Schweiz fahren konnten, wurden die Sanierungsarbeiten an der Schwarzwaldbahn unterbrochen, sodass diese während der Sommerferien als Umleitungsstrecke dienen konnte.
Für den geografischen Zusammenhang der Strecken und für die im Folgenden erwähnten Ortsnamen verweise ich nochmal auf
die Karte im 3. Tüchen.
Die Schwarzwaldbahn ist sicherlich nicht die optimale Umleitungsstrecke für Güterzüge (aufgrund der starken Steigungen waren fast immer Doppeltraktionen nötig), aber immer noch besser als gar nicht fahren zu können. Und für das Fotografenvolk waren die durch den Schwarzwald umgeleiteten Güterzüge natürlich ein "gefundenes Fressen".
Auch ich nahm das als Anlass, der Schwarzwaldbahn mal einen Besuch abzustatten.
Die Gäubahnsperrung war zwar (mit) der Grund für meinen Besuch im Schwarzwald, machte es aber nicht gerade einfacher, dort hin zu kommen (Schienenersatzverkehr und Fahrräder vertragen sich nicht gut). Eine Alternative war der Weg "außen rum" über Karlsruhe. Dank "bwAboSommer" galt mein Stuttgarter Jahres-Abo während der Sommerferien in ganz Baden-Württemberg.
Um trotz der langen Fahrzeit viele Fotos machen zu können, fuhr ich möglichst früh hin und möglichst spät zurück.
So viel sei schonmal verraten: Das mit den vielen Fotos hat geklappt. Um nicht den Rahmen des Umleiteradventskalenders zu sprengen, werde ich hier aber nur einen (noch kleineren als den üblichen) Bruchteil davon zeigen, und viele Züge stillschweigend überspringen; insbesondere dann, wenn es sich um Regelzüge an unspektakulären oder schon anderweitig gezeigten Motiven handelt. Trotzdem wird sich der Bildbericht von diesem einen Tag über mehre Türchen erstrecken.
Genug der Vorrede, los gehts.
Um 5:59 Uhr fuhr ich mit einem Go Ahead-Flirt in Stuttgart ab, als IRE 1 ging es nach Karlsruhe. Als ich auf der Schnellfahrstrecke über die Enztalbrücke fuhr, ging gerade die Sonne auf:
Bild 39
Nach ca. einer Stunde Fahrzeit stieg ich in Karlsruhe in die Schwarzwaldbahn (ein DB-Doppelstockzug), die mich in einer weiteren Stunde Fahrzeit über Offenburg an den Beginn der gleichnamigen Strecke brachte.
Ich stieg in Haslach aus und fuhr zu einer bekannten Fotostelle am Ortsausgang Richtung Hausach, wo sich die Züge schön im Haslacher Kanal spiegeln - wenn sie denn kommen. Taten sie aber nicht.
Erst nach langer Wartezeit kam eine nordwärts fahrende Schwarzwaldbahn, und zehn Minuten später folgte noch ein mit zwei MRCE-189ern bespannter Güterzug:
Bild 40
Das mit der Spiegelung klappt aber eigentlich nur mit südwärts fahrenden Zügen, die auf dem vorderen Gleis fahren. Und ein bisschen mehr Sonne wäre auch noch schön gewesen...
Das Wetterradar zeigte fast überall Wolken, aber auf der anderen Seite des Schwarzwalds bei Sankt Georgen war ein recht beständiges Wolkenloch zu erkennen. Hier im Dunkeln, von den vorbeisausenden Autos nur durch eine Leitplanke getrennt, wollte ich nicht länger warten. Deshalb beschloss ich, mit der nächsten Schwarzwaldbahn (eine Stunde nach meiner Ankunft in Heslach) nach Sankt Georgen zu fahren.
Aber schon beim Einsteigen in Haslach war die Sonne wieder rausgekommen, sodass ich meinen Plan über den Haufen warf und am nächsten Bahnhof (in Hausach) gleich wieder ausstieg. Eine Viertelstunde nach dem Schwarzwaldbahn-RE sollte der ALPEN-SYLT Nachtexpress kommen, der aufgrund der Gäubahnsperrung auch durch den Schwarzwald umgeleitet wurde.
Ich nutzte die Zeit, um an der Strecke entlang weiterzufahren. Leider verlief der Radweg auf der sonnenabgewandten Seite der Gleise, aber kurz vor knapp fand ich einen Bahnübergang, über den ich auf die Sonnenseite wechseln konnte. Kurz hinter mir gingen die Schranken runter, am Rand eines Parkplatzes fand ich eine brauchbare Fotostelle.
Statt dem Nachtzug kam ein gelbes Regioshuttle von hinten. Die Schranken blieben aber unten, und das konnte eigentlich nur eins bedeuten: Der Nachtzug kommt gleich.
Eine halbe Minute später war es so weit, und ES 64 U2 - 018 rollte mit grüßendem Lokführer und fünf Wagen an mir vorbei:
Bild 41
Statt der beiden weißen Wagen waren diesmal zwei ehemalige Flixtrain-Wagen dabei.
Leider gewannen die Wolken nach diesem Bild schnell wieder die Oberhand.
Ich fuhr weiter die Bahnstrecke entlang, das Tal der Gutach hinauf. Nachdem ich einen kleinen Weg ein Stück weit hochgeradelt war, konnte ich eine halbe Stunde nach dem oben erwähnten Regioshuttle den Gegenzug nach Hornberg aufnehmen:
Bild 42
Die Bahnstrecke gewinnt hier schon zunehmend an Höhe. Da die Durchgangsstraßen nur unten im Tal verlaufen, musste ich von dieser Fotostelle erst wieder runter und bei der nächsten Fotostelle wieder hoch fahren. Dieses Spiel wiederholte sich später noch mehrmals.
Zwanzig Minuten nach dem letzten Bild sollte das landesfarbene Regioshuttle aus Hornberg zurückkommen; pünktlich schlossen sich am Bahnübergang die Schranken. Noch vor dem Regioshuttle kamen aber aus der Gegenrichtung zwei Railpool-185er mit einem Containerzug. Für einen südwärts fahrenden Güterzug war mein Standpunkt nicht optimal, aber vorzeigbar ist das Bild trotzdem:
Bild 43
Auch diesmal blieben die Schranken unten, und das war noch nicht das letzte Mal an diesem Tag, dass sich ein Regioshuttle einen BÜ-Zyklus mit einem anderen Zug geteilt hat.
Morgen gehts im nächsten Türchen weiter.
Viele Grüße
Benny