Diese Woche am Dienstag war ich nochmal an der Zollernalbbahn unterwegs, rund um Hechingen.
Oli hatte mir per Mail die selben Fahrzeiten des Salzzugs bestätigt, wie wir sie schon gemeinsam am 30. Juli beobachtet hatten. Außerdem hat er mir die groben Rangierabläufe in Hechingen beschrieben, die ich jetzt auch mal erleben wollte.
Der Salzzug sollte um ca. zehn vor zehn in Hechingen ankommen. Eine Stunde vorher stieg ich in Reutlingen in den IRE, dieser fuhr dann (weil ich im richtigen Zugteil saß) bis Hechingen durch.
Das Wetter spielte mal wieder nicht so ganz mit: beim Aufstehen strahlte noch die Sonne, in Hechingen war aber schon wieder fast der ganze Himmel bedeckt.
Auf DSO hatte ich ein schönes Motiv in der Nähe von Hechingen gesehen, mit Burg Hohenzollern im Hintergrund.
Da der IRE nach Hechingen nur eine halbe Stunde brauchte, hatte ich noch genügend Zeit, mich ein bisschen umzuschauen und das gewünschte Motiv zu finden. Leider hatte ich nicht berücksichtigt, dass das Bild schon 30 Jahre alt ist - und in der Zeit hat sich die Vegetation munter weiterentwickelt. Jetzt ist auch an dieser Stelle der Bahndamm - wie gefühlt fast überall an der Zollernalbbahn - so "zugebuscht", dass man von der Strecke kaum noch etwas sieht.
Da aber nicht mehr viel Zeit blieb und auch keine bessere Stelle in der Nähe war, wartete ich dort.
Um 9:52 Uhr sollte in Hechingen die nächste HzL abfahren, also müsste der Salzzug entsprechend vorher ankommen. Tat er aber nicht. Kurz nach 9:52 Uhr begann ein Bahnübergang in der Nähe zu bimmeln (den hatte ich vorher gar nicht bemerkt), und die HzL kam ins Motiv gefahren:
Bild 1
Bei Triebwagen fällt es zum Glück kaum auf, wenn man sie von hinten fotografiert. Dafür schien in dem Moment sogar die Sonne.
Im erwarteten Zeitfenster war der Salzzug nicht gekommen, also warf ich mal einen Blick in den Bildfahrplan, was denn die nächste realistische Möglichkeit wäre. Die bestand darin, dass der Salzzug in Balingen steht, dort einige Zugkreuzungen abwartet, und sich nach Ankunft der gerade gezeigten HzL auf den Weg in Richtung Hechingen macht.
Noch vorher sollte aber eine andere HzL von dort kommen, die mit der oben gezeigten in Bisingen kreuzt (dort passt aber kein dritter Zug in den Bahnhof).
Für diese HzL fand ich einen Standpunkt, von dem ich gleich zwei verschiedene Motive umsetzen konnte.
Einmal auf einem vergleichsweise wenig zugebuschten Bahndamm, nochmal mit Burg Hohenzollern im Hintergrund:
Bild 2
Und einmal auf der Brücke, wo sich zwei Bahnstrecken kreuzen:
Bild 3
Bevor es mit dem Salzzug und irgendwelchen Rangiermanövern weitergeht, müsst ihr erstmal das "Gleisnetz" rund um Hechingen verstehen. Weil ein Bild oft mehr als tausend Worte sagt, habe ich eine Karte erstellt (
das war zeitaufwändiger als ich wollte):
Die (nicht ganz) tausend Worte gibt es aber trotzdem noch
Hechingen hat gleich zwei Bahnhöfe nebeneinander, die auf verschiedenen Ebenen an drei Strecken liegen. Die drei Strecken werden auch als Zollern-Alb-Bahn (ZAB) 1, 2 und 4 bezeichnet (die ZAB 3 zweigt in Balingen von der ZAB 1 ab).
Die Zollern-Alb-Bahn 1 von Tübingen nach Sigmaringen wurde um 1870 herum von den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen gebaut.
Nach der Jahrhunderwende baute dann die Hohenzollerische Landesbahn eine Strecke von Hechingen nach Burladingen, die später über Gammertingen ebenfalls bis Sigmaringen verlängert wurde. Das ist heute die ZAB 2.
Der Landesbahnhof war vom DB-Bahnhof getrennt, bzw. nur über ein Steigungsgleis mit kurzer Spitzkehre am nordwestlichen Bahnhofsende verbunden. Der Landesbahnhof lag allerdings auf der "falschen Seite"; um nach Burladingen bzw. Gammertingen zu kommen, musste die DB-Strecke einmal gekreuzt werden. Passenderweise gab es schon ein "Loch" im Bahndamm der DB-Strecke, wo ein kleiner Fluss namens Starzel mittels einer Brücke gequert wird. Also legte die Landesbahn an der gleichen Stelle eine weitere Brücke über den Fluss, das Ergebnis seht ihr oben auf Bild 3.
Bevor jetzt jemand denkt, eine "Doppelkreuzung" ist genug: Nein, an beiden Ufern der Starzel führt noch ein Fuß- bzw. Feldweg unter der DB-Brücke hindurch.
1912 schloss die Landesbahn noch die Lücke zwischen dem Salzbergwerk in Stetten bei Haigerloch (dorthin führte seit 1901 schon eine Verbindung von Eyach) und Hechingen, seitdem hat Hechingen zwei Durchgangsbahnhöfe.
Auf der Strecke zwischen Eyach und Hechingen (ZAB 4) fahren heutzutage nur im Sommerhalbjahr an Sonn- und Feiertagen Ausflugszüge (mit HzL-Regioshuttle), und unter der Woche ein paar Güterzüge zum Salzbergwerk in Stetten.
Auf den anderen beiden Strecken (ZAB 1 und 2) fahren aber mehr Züge. Damit der Umstieg einfacher ist, wurde 1997 ein weiteres Verbindungsgleis von unten nach oben gebaut, sodass die Züge aus Gammertingen ebenfalls im DB-Bahnhof halten können. In der Karte oben ist das Verbindungsgleis rot.
Soweit ich das mitbekommen habe, zählt dieses Verbindungsgleis nicht zum Bahnhof, sondern als "freie Strecke". Die untere Weiche gilt deshalb als Abzweigstelle Walkenmühle, mit eigenem Einfahrsignal, das direkt vor der in Bild 3 zu sehenden Brücke steht. Direkt hinter der Weiche folgen dann separate Einfahrsignale für DB- und Landesbahnhof.
Um nach Stetten bei Haigerloch zu kommen, muss der Salzzug vom Landesbahnhof abfahren. Deshalb fährt er von Sigmaringen aus normalerweise über die Landesbahnstrecke (ZAB 2). Weil diese über die Sommerferien gesperrt ist, wird der Zug über die DB-Strecke (ZAB 1) umgeleitet. Davon hatte ich ja vor zwei Wochen schon berichtet.
In Hechingen muss dann ein bisschen herumrangiert werden, um vom oberen zum unteren Bahnhof zu kommen. Davon berichte ich morgen, für heute gibt es nur noch ein Bild des Salzzugs kurz vor der Ankunft in Hechingen:
Bild 4
Die irgendwo weiter oben erwähnte "nächste Fahrtmöglichkeit" wurde genutzt, um 10:18 Uhr entstand dieses Bild.
Viele Grüße
Benny