Huch, schon wieder Dezember? Dann ist es Zeit für einen weiteren Adventskalender! Hier die Links zu den vergangenen Jahren:
2017,
2020,
2021,
2022 und
2023
Diesmal geht es "back to the roots": Weil die Rheintalbahn gesperrt war, wurden wieder einige Züge über die Gäubahn umgeleitet; also im Prinzip genauso wie im ersten Umleiter-Adventskalender 2017.
Zeitlich gesehen schließen sich die Bilder quasi direkt an den letzten Beitrag an. In den baden-württembergischen Sommerferien wurde der Stuttgarter S-Bahn-Stammstreckentunnel mal wieder gesperrt. In der ersten Woche war zusätzlich der Bahnhof Vaihingen gesperrt, was zur im letzten Beitrag erwähnten Umleitung des FEX geführt hat.
Nachdem der Bahnhof Vaihingen wieder befahrbar war, gab es wieder Ersatzverkehr über die Panoramabahn, der jedoch
gegenüber dem Vorjahr nochmal etwas abgespeckt worden war. Es gab zwar wieder einen stündlichen RE-Pendel von Stuttgart Hbf über S-Vaihingen nach Böblingen (diesmal von der Centralbahn mit einem Doppelstockzug von DB-Gebrauchtzug gefahren), der verstärkende "Hamster" fuhr nun aber nur noch alle zwei Stunden (und das teilweise im Abstand von 5 Minuten zum vorherigen Zug, sodass man danach wieder 55 Minuten warten musste).
Aber um den S-Bahn-Ersatzverkehr soll es hier eigentlich gar nicht gehen, sondern um Rheintal-Umleiter.
Vom Freitagabend des 9. August bis zum Freitagabend des 30. August war die Rheintalbahn zwischen Rastatt und Baden-Baden gesperrt. Die gesperrte Strecke war zwar nur 8 Kilometer lang, hatte aber trotzdem große Auswirkungen: Während es im Güterverkehr zu weiträumigen Umleitungen kam (teilweise über Frankreich, teilweise über die Gäubahn), wurde der Personenverkehr mit unzähligen Bussen abgewickelt (die teilweise schon ab Karlsruhe fuhren, weil in Rastatt nicht genug Platz für wendende Züge war).
Der gesamte Personenverkehr? Nein, die Nachtzugreisenden mussten nicht mitten in der Nacht auf Busse umsteigen, sondern konnten in ihren Zügen liegenbleiben, die deshalb ebenfalls umgeleitet werden mussten.
Normalerweise gibt es drei Nightjet-Zugpaare, die Zürich jeden Abend im Abstand von exakt einer Stunde verlassen und über Basel und die Rheintalbahn nach Prag bzw. Berlin, nach Hamburg und nach Amsterdam fahren.
Während der Rheintalsperrung wurden die beiden Züge nach Berlin und Hamburg über die Gäubahn umgeleitet, die von Stuttgart aus mehr oder weniger direkt nach Zürich führt. Dabei kommen die Züge aber nicht mehr durch Basel und das südliche Rheintal. Deshalb wurde der dritte Nightjet nach Amsterdam mit einer Diesellok quer durch den Schwarzwald gefahren; in Stuttgart Hbf und Offenburg gab es jeweils einen Lok- und Fahrtrichtungswechsel. Aufgrund der verlängerten Fahrtzeit kam dieser Zug aber nicht mehr nach Zürich, sondern startete bzw. endete in Basel. Und um die Diesellok im Schwarzwald nicht zu überlasten, wurde der Zug während der Umleitung auf fünf Wagen verkürzt.
Zusätzlich zu den drei täglich verkehrenden Nightjet-Zugpaaren gibt es noch den BTE-Autozug, der nicht täglich, aber auch mehrmals pro Woche von Hamburg nach Lörrach und zurück verkehrt. Lörrach liegt ganz im Süden der Republik, fast direkt bei Basel.
Da dieser Zug nicht mit einer Diesellok durch den Schwarzwald fahren konnte oder wollte, wurde die Umleitungsroute noch abenteuerlicher: Von Stuttgart fuhr der Zug über die Gäubahn südwärts bis Singen, dort wurde die Lok umgesetzt, dann ging es über die badische Schwarzwaldbahn wieder nordwärts nach Offenburg, wo die Lok erneut umgesetzt wurde, um schließlich wieder auf der regulären Route südwärts nach Lörrach zu fahren.
Damit ihr euch das ganze besser vorstellen könnt, habe ich das ganze mal aufgezeichnet:
Soviel zum Hintergrund. Langer Rede kurzer Sinn: Für drei Wochen im August fuhren auf der Gäubahn deutlich mehr Güter- und sogar ein paar Nachtzüge.
Das "Problem" bei Nachtzügen ist, dass sie üblicherweise nachts fahren. Und das ist schlecht zum Fotografieren.
Bei genauerer Betrachtung der Fahrzeiten stellte sich aber heraus, dass zumindest der letzte der drei umgeleiteten Nachtzüge planmäßig erst sieben Minuten nach rechnerischem Sonnenaufgang in Böblingen ankommen sollte.
Und daraus entstand mein Plan für den ersten Umleiter-Sonntag.
Los gings um kurz vor halb sechs, als sich der Himmel überm Talkessel gerade verfärbte:
Bild 1
Eine Viertelstunde später war ich am Hauptbahnhof, dort wiesen große Plakate auf die Stammstreckensperrung hin:
Bild 2
Auf Bild 2 schon am Rande zu sehen, hier nochmal größer: 111 189 stand mit dem ersten Zug des Tages nach Böblingen bereit:
Bild 3
Für diesen Pendelzug waren sogar extra Zuglaufschilder angefertigt worden (unten rechts eingeklinkt).
Bevor ich einstieg, machte ich noch ein Bild vom Steuerwagen:
Bild 4
Ungefähr eine halbe Stunde nach Bild 1 war ich wieder an der gleichen Stelle, nur ein paar Meter höher. Bild 1 entstand nämlich in einer Unterführung unter der Panoramabahn (links ist noch das Brücken-Widerlager zu sehen), jetzt fuhr ich im Zug oben über die Brücke nach Böblingen.
Planmäßig lagen 10 Minuten zwischen der Ankunft meines Zugs und der Ankunft des Nightjets. Die wollte ich nutzen, um dem Nachtzug noch ein Stückchen entgegenzufahren. Weit kam ich aber nicht, da kam mir der Nachtzug schon entgegen (zum Glück an einer Stelle, wo ich durch eine Häuserlücke die Gleise sehen konnte, sonst hätte ich den Zug womöglich verpasst und dann vergebens gewartet). Also fuhr ich schnell wieder zurück zum Bahnhof.
Dank Verfrühung (6 Minuten) und fahrplanmäßigem Aufenthalt (4 Minuten) stand der Nachtzug eine ganze Zeit lang in Böblingen rum. Das nutzte nicht nur ich, sondern auch die Lokbesatzung für ein paar Fotos:
Bild 5
Morgen gehts im nächsten Türchen weiter — sowohl mit der Geschichte als auch für den Nachtzug.
Viele Grüße
Benny