Wenn auf der Gäubahn mal eine nennenswerte Anzahl Güterzüge fahren, handelt es sich dabei meistens um Umleiter aus dem Rheintal.
Im Jahr 2017 war bei Rastatt ein im Bau befindlicher Tunnel eingestürzt, sodass sich die darüber verlaufenden Gleise der Rheintalbahn absenkten. In der Folge war die Strecke für eineinhalb Monate gesperrt. Weil damals auch die Gäubahn wegen Bauarbeiten gesperrt war, musste der Güterverkehr mit Dieselvorspann über die Strecke Horb - Tübingen umgeleitet werden.
Davon habe ich natürlich schon berichtet. Die Bauarbeiten auf der Gäubahn wurden dann unterbrochen, sodass die Güterzüge gegen Ende der Sperrung wieder durchgehend elektrisch fahren konnten. Damals hatte ich der Gäubahn von Eningen aus einen Besuch abgestattet, und mit den dabei entstandenen Bildern einen
Umleiter-Adventskalender gefüllt.
Und dieses Jahr gibt es auch wieder einen Umleiter-Adventskalender. Diesmal habe ich sogar so viele Bilder zusammenbekommen, dass es jeden Tag bis Weihnachten eine komplette Folge (ca. 5 Bilder) geben wird.
Ich hoffe nur, ich kriege die alle noch rechtzeitig betextet.
Am Abend des 2. April musste die Rheintalbahn wieder gesperrt werden. Grund dafür war wieder ein Unfall, der (wie schon der Tunneleinsturz) mit den Ausbauarbeiten zur viergleisigen Strecke in Verbindung stand. Tragischerweise starb diesmal ein Lokführer, der mit seiner Rollenden Landstraße in eine Brückenhälfte fuhr, die wohl wenige Augenblicke zuvor auf die Gleise gestürzt war. Die Brücke war schon für den Abriss am darauffolgenden Wochenende vorbereitet gewesen, und irgendwas ist bei der Sicherung wohl schiefgegangen. Zur Bergung des Zuges und Wiederherstellung der Gleisanlage blieb die Strecke bis zum 8. April gesperrt; in der Zeit wurden viele Güterzüge über die Gäubahn umgeleitet.
Am 14. und 15. November gab es nochmal eine ganze Menge Rheintal-Umleiter auf der Gäubahn. Diesmal gab es zum Glück keinen Unfall, sondern "nur" geplante Bauarbeiten an der Rheintalbahn.
Für alle, die mit den ganzen Bahnstrecken hier in der Gegend nicht so gut vertraut sind, habe ich nochmal eine Karte vorbereitet. Wer nicht dauernd hin- und herscrollen will, kann die Karte in einem neuen Tab öffnen (Rechtsklick aufs Bild -> Strg+Klick auf "Grafik anzeigen", oder einfach
diesen Link benutzen).
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So, genug der Vorrede, los gehts mit dem eigentlichen Bericht.
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Rückblickend weiß nicht mehr genau, warum ich am Samstag, dem 4. April erst so spät losgefahren bin. Vielleicht lag es daran, dass ich für den Sonntag schon eine andere Tour geplant hatte, und nicht das ganze Wochenende mit Fotografieren verbringen wollte. Nachdem ich die ganzen Meldungen in den Live-Sichtungen sah, raffte ich mich aber doch noch auf, suchte grob die Fahrstrecke raus, und machte mich auf den Weg.
Weil ich gut eine Woche zuvor der Schönbuchbahn einen Besuch abgestattet hatte, kannte ich den Weg nach Böblingen bereits. Auf der ehemaligen Panzerstraße bzw. dem heutigen Radschnellweg zwischen Vaihingen und Böblingen war an dem Samstagnachmittag ordentlich was los. Wie schon im verlinkten Schönbuchbahnbericht (ebenfalls als Bild 1) gezeigt, überquert dieser Weg einen tiefen Einschnitt der Gäubahn auf einer entsprechend hohen Brücke. In die andere Richtung mit anderem Zug (und Sonne) sieht das ganze so aus:
Bild 1
Zufälligerweise hatte ich exakt diesen Zug exakt eine Stunde vorher schon einmal fotografiert - da war ich noch in Stuttgart West und der Zug noch auf dem Weg
nach Stuttgart.
Nachdem bei meinem ersten Besuch der Schönbuchbahn nur die geliehenen Elektrotriebwagen fuhren, ergab sich für mich jetzt (an einem Wochenende) die erste Gelegenheit, mal einen der Dieseltriebwagen zu fotografieren. Ihr kennt sie schon (
weil ich bereits später entstandene Bilder gezeigt habe), aber für mich war es die erste Begegnung mit einem Schönbuchbahn-Regioshuttle.
Einen Halbstundentakt später als ursprünglich geplant stand ich in Böblingen auf dem Bahnsteig, und konnte dort VT 430 aufnehmen, der gerade aus Dettenhausen ankommt (und nach zehn Minuten Wendezeit wieder dorthin zurückfahren wird):
Bild 2
So lange wartete ich aber nicht, sondern machte mich gleich auf den Weg zur Rankbachbahn. Diese Strecke führt von Böblingen nach Renningen (von wo man ebenfalls wieder nach Stuttgart kommt, siehe Karte oben), wurde vor gar nicht so langer Zeit überwiegend zweigleisig ausgebaut und wird seitdem von der S60 befahren (die ab Renningen teilweise vereinigt mit der S6 weiter nach Stuttgart fährt).
Wikipedia hat noch mehr Infos zu dieser Strecke. Die Rankbachbahn dient aber nicht nur dem S-Bahn-, sondern auch dem Güterverkehr, der vom Rangierbahnhof Kornwestheim über diese Strecke auf die Gäubahn gelangt. Das ist auch der Grund, warum bei mir vor der Haustür so gut wie keine Güterzüge vorbeifahren.
Zwischen den Bahnhöfen Böblingen und Sindelfingen überquert die Strecke auf einer eingleisigen Brücke die A81, die hier auch die Stadtgrenze bildet. Ich musste nicht lange warten, bis eine kurz zuvor in Böblingen gestartete S-Bahn die Brücke überquerte:
Bild 3
Von Norden waren noch einige Güterzüge vorgemeldet. Den ersten sah ich vorbeirauschen, als ich in Sindelfingen gerade mitten auf einer großen Kreuzung unterwegs war - fotografieren natürlich unmöglich.
Irgendwann hatte ich mich endlich durch die Sindelfinger Innenstadt durchgekämpft und war auf einer langen Brücke gelandet, die am Ortsrand die Gleise überquert. In der Ferne war bereits ein grünes Signal zu sehen, und ein paar Minuten später bog dann auch "mein" erster Umleiter um die Kurve. Es war 189 102 der SBB Cargo, die einen KLV-Zug südwärts zog:
Bild 4
Südfahrer kamen hier natürlich genau im Gegenlicht, aber an anderen Stellen wäre das auch nicht besser gewesen.
Lichtmäßig etwas besser wird es bei einer seitlicheren Aufnahme, dafür verschmilzt die schwarze Lok dann fast mit dem Hintergrund:
Bild 5
Das wars für heute, morgen gehts mit dem zweiten Türchen weiter.
Viele Grüße
Benny